Bundesjugendring erneut Sachverständiger im Tourismusausschuss
DBJR/Shari Kohlmeyer
Während der Anhörung betonte Wendelin Haag die zentrale Bedeutung des Feldes jugendverbandlicher Reisen: „Junge Menschen entscheiden sich aufgrund von Faktoren wie Selbstorganisation und Selbstbestimmtheit, Werteorientierung sowie Freiwilligkeit häufig sehr bewusst für das gemeinsame Verreisen mit Jugendverbänden und -ringen und anderen gemeinnützigen Jugendreiseanbietern gegenüber kommerziellen Angeboten“, so Haag.
Ein zentrales Anliegen von Wendelin Haag war die Betonung des Ehrenamts in Verbindung mit jugendverbandlichen Reisen. Die Teilnahme an solchen Reisen eröffnet oft den Weg zu langfristigem ehrenamtlichem Engagement. Angesichts der anhaltenden, kontroversen Debatten um die Implementierung eines Pflichtdienstes zur Stärkung des sozialen Engagements, sollten auf Freiwilligkeit basierende Möglichkeiten der Gewinnung ehrenamtlich Aktiver, wie das jugendverbandliche Kinder- und Jugendreisen, dringend stärker in Betracht gezogen werden.
Gleichzeitig machte Haag darauf aufmerksam, dass für erfolgreiches ehrenamtliches Engagement angemessene Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen. Hierzu zählt beispielsweise die Überarbeitung des Pauschalreiserechts oder der gesetzlichen Freistellungsregelungen im Sinne der Jugendverbände. Die gesellschaftliche Anerkennung des ehrenamtlichen Engagements wurde ebenfalls als essentiell betont, wobei Haag auf die 2023 verabschiedete Position des DBJR zur Integration des "Deutschland-Tickets" entgeltfrei in die Jugendleiter/in-Card (Juleica) verwies.
Die Sicherung und Förderung von Jugendbildungsstätten sowie anderen gemeinnützigen Freizeit- und Übernachtungsstätten wurden als wichtige Infrastrukturen jugendverbandlicher Reisen hervorgehoben. „Der Bundesjugendring spricht sich schon lange für die Umsetzung eines entsprechend ausgestatteten Investitionsprogramms für Jugendbildungsstätten aus“, so Haag.
Die Kinder- und Jugendreisepädagogik innerhalb jugendverbandlicher Kontexte beschrieb Haag als eine umfassende und praxisnahe Form der Bildung, die über den Freizeitcharakter hinausgeht. Neben dem Erwerb von Wissen fördert sie die Entwicklung sozialer Kompetenzen sowie die Stärkung von Selbstständigkeit und Eigenverantwortung. Zudem spielten jugendverbandliche Reisen eine zentrale Rolle in der Demokratieförderung, da sie durch partizipative und inklusive Verfahren der Beteiligung und Konfliktbewältigung geprägt sind.
Haag betonte den Anspruch der Jugendverbände, ihre Reisen für alle jungen Menschen zugänglich zu machen, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen, Religion, sozialem Status oder Herkunft. Er verwies auf praxisorientierte Ideen, wie eine Handreichung zur queersensiblen Ausgestaltung von Jugendreisen, die von den Jugendverbänden und der Fachstelle Jugendreisen beim Bundesjugendring entwickelt wurden.
Ebenso zentral seien die internationalen Maßnahmen. So habe das Ermöglichen von Begegnungen junger Menschen auch über nationalstaatliche Grenzen hinaus nach Europa und in die ganze Welt hat in den Jugendverbänden eine lange Tradition. Jugendverbände beteiligen sich mit ihren internationalen Jugendbegegnungen aktiv und kontinuierlich an der besonderen Verantwortung Deutschlands zur Sicherung des Friedens in Europa und der Welt.
Angesichts der zentralen Bedeutung jugendverbandlicher Reisen appellierte Haag an die Notwendigkeit einer angemessenen Ausstattung dieses Feldes. Dazu gehörten eine Dynamisierung und Verstetigung des Mittelzuwachses des Kinder- und Jugendplans des Bundes und eine verstärkte finanzielle Förderung der Reisemaßnahmen in der Kinder- und Jugendarbeit. „Der Bundesjugendring spricht sich für die Wahrnehmung dieser Verantwortung aus, um sicherzustellen, dass jugendverbandliche Reisen auch in Zukunft einen bedeutsamen Beitrag zur persönlichen Entwicklung und gesellschaftlichen Teilhabe junger Menschen leisten können“, so Haag.